2 Jahre Initiative Bürger*innen-Asyl Köln – Ein Rück- und Ausblick

Zu Beginn 2019 hieß es plötzlich bei einem Treffen „Ok, ich glaube, es geht jetzt los.“ Hinter diesem Ausruf stand die erste konkrete Anfrage nach Unterstützung und Unterbringung ans Bürger*innen-Asyl Köln. Es wurde kurz überlegt, immerhin hatten wir uns zu diesem Zeitpunkt schon monatelang lang getroffen, haben rechtliche und medizinische Informationen gesammelt, bestehende Strukturen der Unterstützung zusammengetragen, Wohnraum erfragt, eine Kampagne gestartet, Infoveranstaltungen gemacht und vor allem Geld gesammelt. Wir waren gut vorbereitet und trotzdem aufgeregt, als es konkret wurde.

Seitdem gab es zahlreiche weitere Anfragen. Menschen, die akut von Abschiebung bedroht waren, meldeten sich, unser Umfeld wendete sich an uns, weil sie jemanden kannten, der*die von Abschiebung bedroht war. Mittlerweile sind wir bundesweit vernetzt mit anderen Bürger*innen-Asyl Initiativen, so dass wir auch untereinander Anfragen weiterleiten. Suad, die erste Person im Kölner Bürger*innen-Asyl, hat mittlerweile in Deutschland einen Asylantrag gestellt, der abgelehnt wurde. Dagegen wurde Klage eingereicht, die Verhandlung steht noch aus, da auch die Gerichte aufgrund der Corona-Pandemie für einige Wochen ihre Arbeit eingestellt hatten. Aber Suad hat einen Ausbildungsplatz gefunden, der zumindest die Chancen auf Bleibemöglichkeiten erhöht.

In den letzten 1,5 Jahren haben wir ca. 12 Menschen unterstützt und in ihren jeweiligen Lebenslagen begleitet. Einige zogen nach wenigen Wochen weiter, wie zum Beispiel Farin, der nach mehrfach abgelehnten Asylanträgen einen Platz zum Verschnaufen braucht, um neue Lebenspläne zu schmieden.

Für die meisten ging und geht es aber um eine langfristige Unterbringung, darum, die Überstellfrist von 18 Monaten zu überbrücken, um nicht in dasjenige europäische Land zurückgeschoben zu werden, in dem sie zuerst ihre Fingerabdrücke abgegeben haben. Nach der Dublin III Verordnung ist Deutschland erst nach 18 Monaten zuständig für das Asylverfahren, wenn Menschen, wie es im Gesetzestext heißt, sich der „Abschiebung entzogen haben“ und als „untergetaucht“ gelten. Ein langer Zeitraum, in dem es vor allem ums Warten geht, der begleitet und finanziell abgesichert werden muss.

Aktuell helfen wir 7 Menschen, diese Zeit zu überbrücken. Einige haben mehrfach die Flucht nach Europa unternommen, andere kommen aus sogenannten „sicheren Drittstaaten“ oder „sicheren Herkunftsländern“, sie haben so gut wie keine Chance, ein Asylverfahren positiv bescheinigt und damit eine Bleibeperspektive zu bekommen. Diesen Menschen versuchen wir eine Verschnaufpause zu ermöglichen, Zeit und einen Ort, an dem sie zur Ruhe kommen und weitere Perspektiven entwickeln können. Manche klagen gegen die Ablehnung ihres Asylbescheids und haben während dieser Zeit weder Wohnraum noch finanzielle Mittel zur Verfügung. Der deutsche Staat lässt die Menschen auf der Straße stehen, während sie von ihrem Recht Gebrauch machen. Für all diese Menschen und Lebenslagen brauchen wir immer noch und immer wieder eure Unterstützung.

Wir bitten euch weiterhin, die Idee des Bürger*innen-Asyls zu verbreiten und zu diskutieren! Es gibt ein Recht auf Asyl. Und die sich immer weiter verschärfende Gesetzeslage, die brutalen Praxen der Lagerhaltung und Abschiebung sowie die daran anschließenden oder auch vorausgehenden Diskussionen um Asyl, Abschiebung, Flucht und Migration kriminalisieren und illegalisieren Menschen, die in existenzieller Not sind.

Auch während des Lockdowns haben Menschen im Bürger*innen-Asyl Schutz und Unterstützung erfahren. Die Corona Pandemie hat zwar zu einer kurzfristigen Aussetzung von Abschiebungen geführt, was in der Folge aber eine faktische Verlängerung der Überstellfrist bedeutet. Mittlerweile sind Abschiebungen wieder angelaufen und wir gehen davon aus, dass sich die Zustände aufgrund verschärfter Grenzsicherungen und erweiterter Überprüfungsbefugnisse der Exekutive zuspitzen werden.

Wir freuen uns aber auch über praktische Unterstützung, über Kontakt-, Sprach-, Sport- und Freizeitangebote, die das Warten erträglicher zu machen.

Und natürlich brauchen wir weiterhin solidarischen Wohnraum und Geldspenden, um Auszeiten und Schutzräume ermöglichen zu können.

An dieser Stelle möchten wir uns bei allen Unterstützer*innen bedanken, Danke für eure Hilfe und finanzielle Unterstützung, für ein Projekt, das vorwiegend im Hintergrund und mit vielen helfenden Händen getragen wird.